Auf einer Forschungsreise in Kamtschatka, tief in den sibirischen Bergen, wird Nastassja Martin von einem Bären angegriffen und schwer verletzt – sie überlebt, trägt aber physische und psychische Folgen mit sich.

Für Sie gelesen von Anouk Waldenfels

In ihrem Buch „An das Wilde glauben“ setzt sie sich mit dieser Begegnung und den Monaten danach auseinander und versucht, sich zurechtzufinden in dieser veränderten Existenz. Martin beschreibt den Kampf ihres Körpers gegen die verschiedenen medizinischen Eingriffe und spürt dem Gefühl der Liminalität zwischen Mensch und Tier nach, das sie seit dem Zusammenprall begleitet. Die konstruierten Grenzen zwischen Zivilisation und Wildem verschwimmen mehr und mehr und sie sieht sich immer wieder mit größtenteils unbeantworteten Fragen konfrontiert: Was trennt uns von dem Wilden? Welche Veränderung führt eine solche Begegnung im Körper, aber auch in der Wahrnehmung herbei? Wie ist es möglich, in dieser Grenzsituation ein Gleichgewicht zu finden?

Martin beschreibt die verschiedenen Etappen ihrer Heilung in einer Sprache, die sich teils so distanziert wie ein Forschungsbericht und teils so intim wie ein Tagebuch liest. Sie schafft dadurch einen bewegenden Text, der den Leser*innen Fragen und Anregungen mitgibt und noch lange nachwirkt.  

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