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Lebensraum Habichtswald

Düster, Jürgen/Boller, Günter/Homburg, Jörg u a
Erschienen am 16.11.2010, 1. Auflage 2010
20,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783933617422
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S., 110 Illustr.
Format (T/L/B): 1.5 x 20.6 x 21.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Eng verzahnt mit dem größten Bergpark Europas, ist der Habichtswald für viele Kasseler und Nordhessen seit langem ein beliebtes Ausflugsziel. Neben Natur und seltenen Tieren gibt es so einiges Interessantes im Habichtswald zu entdecken: die Waldschule, das Luftbad Waldwiese, die Künstlernekropole, das Segelfliegen auf dem Dörnberg. Wer sich näher darüber informieren wollte, der suchte danach bislang vergebens. Der von Thilo F. Warneke herausgegebene Sammelband informiert aus der Sicht unterschiedlicher Fachdisziplinen über alles Wissenswerte: Er stellt den Habichtswald als Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen, die teilweise vom Aussterben bedroht sind, dar und beleuchtet Themen wie Forst und Waldwirtschaft, Landwirtschaft, Geologie und Archäologie. Weniger bekannt ist, dass der Habichtswald mit seinen basaltischen Decken das nördlichste geschlossene Vulkangebiet Deutschlands ist. Hügelgräber zeugen von früher Besiedlung. Eine Aufgabe des Habichtswaldes war es, für die Bevölkerung und später die Industrie Holz bereitzustellen. Etwa 400 Jahre lang wurde Braunkohle vom "Erbstollen" im Habichtswald über die Kohlenstraße in die Stadt gefahren. 1909 attestierte der Bergrat Wigand-Homberg am Habichtswald dem "Bergbau auf Braunkohlen einen flotten Betrieb". Der Habichtswald war ehemals landesherrlicher Wald und ist heute überwiegend Eigentum des Landes Hessen. Der landeseigene Betrieb Hessen-Forst pflegt und bewirtschaftet die Flächen. Bereits seit 1820 sind forstliche Betriebswerke bekannt, die schon früh das heute moderne Prinzip der Nachhaltigkeit, also nicht mehr zu nutzen als nachwächst, formulierten und damit die moderne Forstwirtschaft begründeten. Durch seine Insellage im zentralen Siedlungsraum musste der Wald vielfältige und sehr starke Nutzungen verkraften, bis die Strategie der Nachhaltigkeit die Entlastung brachte. Der Artenreichtum des Waldes ist auf die verschiedenartigen Gesteine des Habichtswaldes zurückzuführen: Basalt, Kalk, Bundsandstein und Röt. So gibt es viele Orchideenarten, Seidelbast, Wacholderhuten, Kalkmagerrasen und Magerwiesen zu bewundern. Weitere Besonderheiten sind das Luftbad Waldwiese, ein in seiner Gesamtheit fast unversehrtes authentisches Zeugnis der Naturheil- und Reformbewegung in Deutschland, sowie die Waldschule der Stadt Kassel, in der Kinder schon seit den 1920er Jahren naturnah lernen können. Einer der ältesten Segelflugplätze der Welt liegt am Dörnberg. Er wurde als "Segelflugplatz Zierenberg auf dem Dörnberg" am 29. Juni 1924 offiziell eingeweiht und war eines der bekanntesten Segelfluggelände seiner Zeit. Der Habichtswald als Quelle der barocken Wasserkünste des Schlossparks Wilhelmshöhe ist ein weiteres Thema des Buches. Der Gartenhistoriker der Museumslandschaft Hessen Kassel und Leiter des Fachbereichs Bergpark, Siegfried Hoß, erläutert, woher das für die Wasserkünste benötigte Wasser stammt. Hoß, der das Anmeldeverfahren für den Bergpark Wilhelmshöhe zum UNESCO-Weltkulturerbe mitbetreut hat, zeigt auf, wie vielfältig die Quellen des Habichtswaldes dafür genutzt werden. Der "Lebensraum Habichtswald" lädt ein, die vielfältigen Spuren von Vergangenheit und Gegenwart ebenso wie die zeitlose Naturschönheit des Habichtswaldes zu entdecken oder vielleicht auch wiederzuentdecken. Die Beiträge für den Band schrieben Günter Boller, Jürgen Düster, Jörg Homburg, Siegfried Hoß, Frank Kersten, Reiner Kunz, Helmut Schade, Dirk Schwarze, Brigitte Warlich-Schenk, Thilo F. Warneke und Uwe Zindel.

Leseprobe

Einleitung Der Habichtswald umfasst in seiner engeren Abgrenzung eine Fläche von etwa 3.500 ha, die von den Städten Kassel und Baunatal und den Gemeinden Schauenburg, Habichtswald und Ahnatal umschlossen ist. Ungefähr 3.000 ha sind mit Bäumen bestanden, die übrigen nehmen Weiden, Wiesen und Sukzessionsflächen auf, werden durch Basaltabbau oder militärisch genutzt bzw. nach erfolgtem Abbau rekultiviert. In den Habichtswald ist Europas größter Bergpark integriert, eingebettet zwischen Herkules-Monument und Schloss Wilhelmshöhe. Die höchsten Erhebungen bilden das Hohe Gras mit 615 m ü. NN und der Hohe Dörnberg mit etwa 579 m ü. NN. Seit 1962 ist der Wald das Kernstück des Naturparks Habichtswald, der sich zwischen Gudensberg und Breuna-Wettesingen, Kassel-Wilhelmshöhe und Arolsen-Bühle auf 474 km² erstreckt. Üppige Lößlehmböden auf Kalk- und Basaltuntergründen bieten überwiegend sehr gute Wachstumsbedingungen für den Wald. Neben einem relativ hohen Buchenanteil von über 65% sind weitere 56 Baumarten bekannt, davon einige exotische Exemplare wie Kork- und Flaumeiche, Mannaesche oder Lebensbaum. Insbesondere die Nachbarschaft des Bergparks Wilhelmshöhe hat zur Einwanderung exotischer Baumarten geführt. Einmalig in Hessen sind die Wacholderhuten, Kalkmagerrasen und Magerwiesen am Hohen und Kleinen Dörnberg. Seit den Rodungen des Mittelalters hat sich die Fläche des Habichtswalds kaum verändert. Die ausgedehnten Weide- und Wiesenflächen im Inneren gehen möglicherweise auf diese oder ältere Rodungsaktivitäten zurück. Ähnlich wie der Kaufunger Wald wurde der Habichtswald nie besiedelt. Bis heute finden sich nur vereinzelte Bauwerke wie Aussichtstürme oder Waldgaststätten sowie Gebäudes des ehemaligen Bergbaus. Der Habichtswald war ehemals landesherrlicher Wald und ist heute überwiegend Eigentum des Landes Hessen. Der landeseigene Betrieb Hessen-Forst pflegt und bewirtschaftet die Flächen. Seit 1820 sind forstliche Betriebswerke bekannt, die bereits damals das heute moderne Prinzip der Nachhaltigkeit, nicht mehr zu nutzen als nachwächst, formulierten und damit die moderne Forstwirtschaft begründeten. Dieser Wald ist weit mehr als eine "Baumbestandsfläche", wie es der forstlichen Fachsprache heißt. Die Autoren des vorliegenden Buches haben sich der Aufgabe gestellt, aus ihrer fachlichen und persönlichen Perspektive die unterschiedlichen Aspekte dieses Waldes darzustellen. Die Sicht des Forstmanns beschreibt den Wald in seinem aktuellen Bestand (Böden, Baumarten, Tiere des Waldes usw.) und zeichnet die historische Entwicklung der forstlichen Arbeit nach. Die Zukunft dieser Arbeit wird bestimmt durch die einsetzende Klimaveränderung und ihre Beeinflussung der Waldsubstanz. Welche zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten hier vertreten sind, zeigt der Beitrag eines Naturschützers, der den Leser literarisch auf Wandertouren mitnimmt und auf die Schönheiten und Besonderheiten dieses Waldes aufmerksam macht. Neben der Holzwirtschaft spielt die Landwirtschaft eine - wenn auch nur noch geringe - Rolle, doch ergeben sich gerade hier Aspekte des modernen Vertragsnaturschutzes, die in einem eigenen Beitrag erläutert werden. Der Habichtswald ist nicht nur ein Wirtschafts- und Naturraum, sondern auch ein Ort der Kulturgeschichte. Sie beginnt in der Jungsteinzeit und hat insbesondere in den Jahrhunderten vor Christi Geburt noch heute sichtbare Spuren hinterlassen. In der beginnenden Neuzeit setzte der Braunkohlenbergbau ein, einer der ältesten in Deutschland. Der Bergbau war hier ein bedeutender Arbeitgeber und seine Hinterlassenschaften sind heute allgegenwärtig. Als Ort der Erinnerung kann auch die Künstler-Nekropole am Blauen See gelten. Grabdenkmäler zeitgenössischer Künstler regen den Wanderer zum Nachdenken an. Historische Dimension und Gegenwartsbezug vereint das Luftbad Waldwiese, eines der letzten, fast vollständig erhaltenen Ensembles von Hütten. Sie wurden in den 1920er Jahren als Gegenpol zur industrialisierten und technisier